Das typische, knatternd, dröhnende Geräusch der 2,2l Dieselmotoren erfüllte die Straße. Die drei Land Rover Defender rollten aus den Parkbuchten Richtung Westen. Der Anblick der voll ausgestatteten Expeditionsfahrzeuge ging mir - nach 2 Jahren Vorbereitung - schon unter die Haut. Nun war es endlich so weit und das Warten hatte ein Ende. Es sollte zwar erst einmal „nur“ für vier bis fünf Wochen auf eine „Probefahrt“ nach Spanien gehen, um Autos, Ausrüstung und unsere Organisation zu testen. Doch war es der Beginn der Weltreise, die uns in entfernte Gebiete, zu anderen Kulturen aber auch Men-schen, die unsere Hilfe gebrauchen können, führen sollte. Viele Fragen gingen mir in diesem Augen-blick durch den Kopf. Werden wir alle die Reise gesund überstehen, werden wir alle Gefahren und Herausforderungen meistern, werden die Autos halten, sind wir ausreichend auf das, was auf uns zu-kommt, vorbereitet, wird die Reise so werden, wie wir es uns erträumt haben und, und, und ….? Fra-gen, deren Antworten wir am Ende unserer Reise geben können. Eine Frage, die uns alle beim Start bewegt hat, wird jedoch sehr schnell eine Antwort erhalten. Wie wird unser jüngstes Team Mitglied die Fahrt in diesen doch sehr besonderen Autos vertragen.
Ava-Romi thronte in Ihrem Kindersitz und schaute herum. Es gab so viel Neues zu sehen und der Blick nach hinten durch das rückwärtige Fenster, gab ihr eine tolle Aussicht frei. Bewegte Bilder wie im Fern-sehen, nur ohne die ständigen Wiederholungen. Und so waren die ersten 10 Minuten unserer Fahrt von staunenden Blicken und einem sich ständig drehenden Kopf geprägt. Es war kein Ton zu hören. Wie gesagt die ersten 10 Minuten! Und dann… war sie eingeschlafen. Das monotone Geräusch der Dieselmotoren hatte seinen Tribut gefordert und so genoss sie die ersten zwei Stunden der Fahrt in Morpheus Armen. Nach zwei Stunden und 160 km machten wir die erste Pause, um Ava zu füttern, aber auch ihr die Möglichkeit zu geben, sich außerhalb des Kindersitzes zu bewegen, zu strecken, mit uns zu spielen und ihre Krabbelversuche zu machen. Denn unser gemeinsames, erklärtes Ziel ist es Ava’s Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen und unsere Reise darauf abzustimmen. Als es dann auf die zweite Etappe ging, spielte sie mit ihrer Mama und genoss sichtlich die vielen neuen Eindrücke. Nach ca. 230 km war es dann so weit, wir überquerten die erste Grenze und fuhren nach Frankreich rein. Auch wenn in vielen Bereichen sehr schön und bestimmt sehenswert, ist Frankreich dieses Mal für uns nur ein Transitland auf unserem Weg nach Spanien. Nach 440 km und einem weiteren Stopp war die erste Teiletappe geschafft und wir gönnten uns in Châlons-de-Champagne ein Hotel für die Nacht. Kühle Herbstluft kam uns entgegen, als wir am nächsten Morgen unsere Autos wieder packen wollten. Über Nacht hatte sich der bisher heiße Sommer für einige Tage verabschiedet. Für unsere Fahrt war dieses Wetter jedoch sehr angenehm. Und so schafften wir am zweiten Tag – trotz zahlreicher Pausen – 560 km und machten in Limoges unseren zweiten Stopp und gönnten uns unseren zweiten Aufenthalt in einem netten Hotel. Was haben uns die ersten beiden Tage für Erkenntnisse gebracht. Die Organisation der Kleidung in den Packtaschen muss noch verbessert werden, da wir uns dumm und dämlich suchen. Das Trinkwasser in den eingebauten Wassertanks nimmt einen gewissen Kunststoffgeschmack an, der recht gewöhnungs-bedürftig ist. Unsere Verpflegung im MDX klappt. Die eigentliche Fahrt in den Defender ist deutlich anstrengender als in unseren früheren Pkw‘s, macht aber auch mehr Spaß. Man fährt nicht - man chillt. Und die Defenderfahrer – sie grüßen sich - selbst von der anderen Seite der Autobahn. Wir sind eben doch eine besondere „Sorte Mäuse“. Last but not least – der Verkehr und die französischen Autobahnen. Die Fahrt auf den Autobahnen war wesentlich angenehmer für mich, da alle Autos nicht wesentlich schneller fuhren als wir. Dies macht es für mich deutlich entspannter. Der dritte Tag startete damit, dass Ava weniger als sonst trinken wollte und wir uns gefragt haben, was der Grund dafür war. Da sich aber nichts feststellen ließ, starteten wir zu unserer letzten Etappe in Frankreich zum Fuße der Pyrenäen. Leider verbesserte sich Ava’s Appetit nicht und sie fing an zu zeigen, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Als sie dann auch noch Fieber bekam und einige Symptome einer Blasenentzündung zeigte, haben wir entschieden, dass wir an dieser Stelle nicht weiterfahren, sondern Sabine zusammen mit Yvonne und Ava zurück nach Frankfurt fliegen und mit Ava ins Krankenhaus gehen. Und tatsächlich bestätigte sich eine Blasen- und Nierenbeckenentzündung. David und ich sind zeitgleich mit einem der Defender von Toulouse 1.260 km über Nacht zurückgefahren. Ins-gesamt somit 1.600 km in 22 Stunden. Ein echter Ritt in einem Defender. Entsprechend taten uns auch die Knochen weh. Am Dienstag flogen Sabine und ich noch mal nach Toulouse und haben die beiden anderen Defender nach Hause zurück gefahren. Ava wurde im Krankenhaus sehr gut versorgt, es geht ihr wieder gut und sie ist wieder ganz gesund. Außerdem wurde eine Therapie besprochen, um dies in Zukunft zu verhindern. Ava’s Gesundheit ist uns erst einmal das Wichtigste. Auch wenn diese Unterbrechung der Reise so nicht geplant war. Zum Glück sind wir nicht unter Zeitdruck und werden in Kürze unsere Reise wieder aufnehmen.
1 Comment
Anne Stach
10/9/2018 23:19:59
Gute Besserung für die Jüngste, und allen weiterhin viel Erfolg bei dem Projekt!
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